Die Zukunft des Erinnerns gestalten
Durch moderne Bildungsformate DDR-Geschichte(n) vermitteln anhand von Gründen für Flucht und Ausreise
Warum verließen so viele Menschen in der DDR ihre Heimat und riskierten dabei sogar ihr Leben? Was waren ihre Motive? Antworten auf diese Fragen finden sich auf der Webseite. Dort finden sich Interviews mit Zeitzeug*innen, interaktive Lerntools, Text- und Bildmaterial sowie Handouts, die im Rahmen der politischen Bildung von Lehrenden und politischen Bildner*innen frei genutzt werden können.
In jeder Epoche gibt es Menschen, die aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verlassen. Während des Kalten Krieges waren es 3,5 Mio. DDR-Bürger*innen, die ihrem Land den Rücken kehrten und vornehmlich in die Bundesrepublik ausreisten, freigekauft wurden oder flüchteten. Nicht wenige verloren dabei ihr Leben. Was waren ihre Motive? Das Projekt „Die Zukunft des Erinnerns“ widmet sich diesem Thema und fragt nach. Die Zielgruppe des Projekts sind vor allem zugangs- und bildungsbenachteiligte junge Menschen im Übergangssystem Schule-Beruf, in der Altersspanne 16 bis 25 Jahre. Ein zentrales Element des Projekts sind Interviews mit Zeitzeug*innen. Die Interviews haben wir mit Schüler*innen des Gymnasiums Schillerschule Hannover vorbereitet und durchgeführt. Im Fokus der Interviews stehen nicht nur die Ausreisegründe, sondern auch, was den Alltag der Protagonist*innen ausmachte. Dabei wird sichtbar, dass es neben den Punkten, die zur Ausreise führten, auch eine Lebenswelt gab, die das „normale Leben“ beschreibt. Somit wird das auf unserer Webseite dargestellte Bild von der DDR komplexer: es reduziert sich nicht auf die Beschreibung von Repression und Widerstand, sondern führt zu einem umfassenderen Verständnis über das Leben in der DDR. In weiteren Workshops lag ein besonderes Augenmerk auf einer (möglichen) Verbindung mit dem aktuellen Thema „Flucht“, welches aktuell bei vielen Jugendlichen dem eigenen Erfahrungshorizont entspricht: zum einen durch eigene Fluchterfahrung oder durch Flucht- und Migrationsnarrative aus ihrer eigenen Familie.
Jedoch auch Jugendliche ohne diesen Erfahrungshintergrund sind mit dem aktuellen Thema Flucht konfrontiert, seit viele Menschen aus ihrer Heimat in die Bundesrepublik gelangen. Ziel der Projektinhalte ist es auf der Transferebene, zu einer gemeinsamen Erzählung eines Lebens in Deutschland zu gelangen, einem Leben in Freiheit und Sicherheit und zur Stärkung der Demokratie als Basis eines friedvollen Miteinanders beizutragen. Im Rahmen des Projekts ist eine Webseite mit interaktiven Lerntools, Text- und Bildmaterial und Handouts entstanden, , die im Rahmen von Projektwochen oder anderen eigene Angeboten der politischen Bildung von Lehrenden und politischen Bildner*innen frei genutzt werden kann. Die Webseite beinhaltet Ausschnitte aus den Interviews mit den Zeitzeug*innen sowie kleine einführende Texte. Zudem sind interaktive Lernmodule in die jeweiligen Abschnitte integriert, um den Umgang mit dem Thema vielseitig zu gestalten. Für die pädagogische Arbeit mit den einzelnen Themen haben wir kurze Handreichungen konzipiert, ebenso eine ausführliche Handreichung, in der die Themen für die Multiplikator*innen vertiefend dargestellt und kontextualisiert werden. Weiteres Material bieten unser Lexikon und das Tutorial. Verortet ist das Projekt in Hannover und erfährt durch den Bundesverband Produktionsschulen bundesweite Verbreitung.
Für die Verantwortlichen des Projekts bleibt in besonderer Erinnerung, als die Schüler*innen nach kurzer Vorbereitung Interviews mit Zeitzeug*innen durchführten. Dabei strahlten sie großes Interesse und Empathie aus, waren hochkonzentriert und entwickelten schnell eine große Souveränität in der Interviewführung. . Ein bewegender Moment war zudem, als eine Zeitzeugin die Bereitschaft zum Interview mit den Worten erklärte: „Meine Heimat gibt es nicht mehr, durch die Erzählungen lebt sie weiter.“
Das Projekt in Zahlen
6
Stunden Audio- und Videomaterial
35
Interviewsequenzen
10
Workshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen
6
Schulungen für Multiplikator*innen
["Jugend erinnert" bedeutet für uns] mit jungen Menschen sehr intensiv und kontinuierlich Zeitzeug*innen-Arbeit zum Thema DDR durchzuführen und sie hierdurch für DDR-Geschichte(n) zu sensibilisieren und zu begeistern.