Verstehen, Vernetzen, Verwurzeln
Die post-sozialistische Erinnerungslandschaft in Südthüringen
Das Projekt entwickelt jugendgerechte und niederschwellige Veranstaltungen und Seminare aus dem Bereich DDR-Geschichte und der Transformationszeit in den 1990er Jahren. Dabei werden bewusst die heutigen Formen des Lernens, der Mediennutzung sowie die gemachten Erfahrungen von Alltagsdurchdringung der Digitalisierung seitens der jungen Teilnehmenden (YouTube, Instagram, Chat- GPT,...) aufgegriffen und in die inhaltliche Vermittlung aufgenommen.
Das Ziel von "Verstehen, Vernetzen, Verwurzeln" ist es, unter Einbeziehung außerschulischer Lernorte sowie durch die Einbindung von hauptberuflichen und ehrenamtlichen Bildnern, Dozenten und Experten ein Netzwerk von politisch-historischen Bildungsangeboten zu errichten, zu festigen und verstetigen. Der inhaltliche Hauptschwerpunkt liegt dabei auf der deutsch-deutschen Geschichte im Zeitfenster von 1945 bis 1989/90, geht jedoch auch über die Zeit der Friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung von 1990 hinaus. Ein weiterer Schwerpunkt liegt so auch auf der Thüringer Transformationszeit und dem gesellschaftlich-wirtschaftlich sowie politischen Wandel und den gemachten Erfahrungen und Erinnerungen von breiten Teilen der Südthüringer Bevölkerung. Die in das Netzwerk eingebundenen Partner und Akteure können und sollen selbstständig und in Kooperation ihre Angebote regelmäßig aktualisieren und erweitern; dies auch und vor allem auch über das Projektende von "Verstehen, Vernetzen, Verwurzeln" Ende 2023 hinaus. Das Projektgebiet erstreckt sich von Mödlareuth/Töpen über Meiningen, Geisa bis hin zu Eisenach und deckt somit breitflächig den gesamten Südthüringer Raum ab. Das genannte Gebiet ist in Gänze deckungsgleich mit dem gesamten früheren DDR-Bezirk Suhl sowie in Teilen mit den früheren DDR-Bezirken Gera und Erfurt. Da die deutsch-deutsche Geschichte von beiden Seiten der ehem. Grenzregion gedacht werden muss, gibt es zudem lose Absprachen und Abstimmungen mit Bayern und Hessen.
In Kooperation mit den gewonnenen Projektpartnern werden sowohl neue Bildungsformate wie z. B. Workshops, Führungen und ganztägigen Bildungsangebote entwickelt, als auch die bei den Partnern bereits bestehenden Angebote erweitert, ergänzt oder überarbeitet. Unter Berücksichtigung der neueren historischen Forschung, der fortlaufenden Digitalisierung, aber auch z. B. des sich verändernden Mediennutzungsverhaltens oder der tagesaktuellen Ereignisse und Entwicklungen fässt "Verstehen, Vernetzen, Verwurzeln" die Kernzielgruppe von Jugendlichen und jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren als Hauptadressaten der Angebote ins Auge. Die Angebote sind dabei in Teilen ganz bewusst niederschwelliger Natur, um auch potentiell Teilnehmende gewinnen zu können, die sich bisher auch kaum oder gar nicht für Zeitgeschichte interessiert haben, die wenig oder gar kein Vorwissen besitzen, die sowohl - familiär bedingt - aus Thüringen stammen, nach der Wiedervereinigung nach Thüringen gezogen und/oder eingewandert sind.
Geschichte ist kein Fach, in dem nur gestorben wird.
Highlight des Projektes
Eines der Highlights war die erste Abschlussfeier der ausgerichteten Geschichtswerkstatt "(L)Ost in time", die eigenständig von den Schülern gestaltet wurde, die an der Werkstatt teilgenommen hatten. Neben den Ergebnispräsentationen organisierte der teilnehmende Jahrgang mit "Geschichte zum Anfassen" eigenständig eine vollständige Ausstellung von Objekten, Dokumenten und Bildern aus der DDR-Geschichte und führte so die Gäste, besonders aber zukünftig Teilnehmende, in das Thema ein.
"Jugend erinnert" hat uns ermöglicht, der verschulten Form von Geschichte andere Möglichkeiten der zielgruppengerechten Vermittlung entgegenzusetzen. Fragen nach der eigenen Geschichte, Herkunft und Identität geben Jugendlichen die Chance zu erleben, dass Geschichte keinesfalls nur "tote Steine" sind, sondern vielschichtig sein kann und sich u. a. auch tagesaktuelle Ereignisse durch Wissen um die (eigene) Geschichte besser verstehen lassen.