Gesichter der Wismut
„Gesichter der Wismut“ ist ein Schüler:innen-Forschungsprojekt, das nach den kleinen Dingen im Großen fragt, das die eigene Biografie, die geschehenen Prozesse vor Ort und die damit verbundeneren Auswirkungen aufs Hier und Jetzt hinterfragt. Innerhalb von zwei Jahren wurde zum Alltag des Uranbergbaus geforscht, recherchiert, gefragt und gestaltet. Herausgekommen sind: Ein digitales Archiv, eine Wanderausstellung und über 40 stolze Schüler:innen.
Olympia? Warum findet Christine den Wohnort ihrer Großeltern nicht mehr? Und war die SDAG Wismut ein „Staat im Staate“? Die Lebensgeschichten von 20 „Gesichtern der Wismut“ erzählen unsere Wanderausstellung und das zugehörige digitale Zeitzeug:innen-Archiv.
Gesichter der Wismut verlief als interdisziplinäres Schüler:innen-Zeitzeug:innen-Projekt zur Geschichte des Uranabbaus in Ostthüringen und seinen Nachwirkungen. Noch immer sind die Städte Gera und Ronneburg, sowie die umliegenden Dörfer geprägt von der Geschichte des Uranabbaus. Egal, ob man alte Schachtanlagen, Straßennamen, Wohnarchitektur, individuelle Familienbiografien oder Erinnerungen und Traditionen in den Blick nimmt: Die Wismut hatte viele Gesichter, die sich uns auch heute in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen zeigen! Schülerinnen und Schüler zweier Geraer Schulen beschäftigten sich über zwei Jahre hinweg in Zeitzeug:innen-Interviews, Rechercheausflügen und im Rahmen einer Bildungsfahrt mit der Alltagsgeschichte der Wismut. Sie sammelten Informationen, Stimmen und Eindrücke aus der Bevölkerung, insbesondere in ihrem eigenen sozialen Nahraum und stellten diese in Zusammenhang mit Forschungsliteratur und anderen Publikationen unterschiedlichster Art, um die kontroversen und ambivalenten Momente dieser Regionalgeschichte greifbar zu machen. Außerdem dokumentierten sie selbst diesen Prozess. Das Schreiben von Texten, die künstlerische Darstellung, mediale Formate, die Akquise von Objekten und Lebensgeschichten waren Teil der Produktion einer Wanderausstellung und einem digitalen Zeitzeug:innenarchiv, welche Ende des Jahres 2023 eröffnet werden.
Ich finde das hat eine große Bedeutung: Man setzt sich wirklich mit regionalen und lokalen Themen auseinander. Das ist für Lehrer und Schüler ein Erlebnis, Geschichte zum Anfassen zu machen. Man wird selbstständiger, man kann mit konkreten Objekten und Sachverhalten umgehen und es ist was anderes, als im Klassenzimmer zu sitzen.
Highlight des Projektes
Besonders intensiv waren für Projektleitung und SchülerInnen immer die Minuten, nachdem die Zeitzeug:innen die Aufnahmeräume verlassen hatten und es an den Abbau ging. Jede:r hatte bestimmte Lieblingsstellen im Interview, die noch einmal durchdiskutiert werden mussten: Das müssen wir prüfen, ob das hinhauen kann! Es ist für mich komplett unverständlich, wie man aufgrund dieser Geschichte noch so positiv über das Bergmann-Sein denken kann! Das passt thematisch super zur Aussage des vorherigen Interviewpartners! Das kann ich auch in meiner Seminarfacharbeit zitieren! Das wusste ich noch gar nicht über meinen Trainer/meinen Großonkel!
Besonders an "Jugend erinnert" war mit Jugendlichen über einen längeren Zeitraum intensiv zusammenzuarbeiten und sie in viele Prozesse und Entscheidungen einzubeziehen: Wie präsentieren wir ein kontrovers diskutiertes Thema und welche eigenen biografischen Bezüge zeigen wir auf? Mit der Wanderausstellung und dem Zeitzeug:innenarchiv haben wir als Gedenkstätte nun eine Basis für weitere Gespräche zum Thema Uranbergbau in der DDR und postindustrielle Regionen mit pädagogischen Angeboten!