An die Wand gespielt
Ein Football History Walk in Ost und West
Für AN DIE WAND GESPIELT gestalteten Schulklassen im Schuljahr 2022/23 in Workshops in sechs Städten Football History Walks, die deutsch-deutsche (Fußball-)Geschichte mit ihren Heimatstädten verknüpfen. Als Ergebnis und Höhepunkt präsentierten die Jugendlichen die so entstandenen Interviews mit Zeitzeug*innen, die im Workshop ausgewählten Kurzfilme und Erinnerungen im Herbst 2022 bei öffentlichen Spaziergängen durch Brandenburg an der Havel, Gießen und Leverkusen, sowie im Frühjahr 2023 in Braunschweig, Jena und Rostock.
Geschichte stellt sich für Jugendliche oft zu abstrakt dar, gerade wenn die Zeitzeug*innen sowie authentische Orte rar oder komplett verschwunden sind. Historische Aufarbeitung findet oft in tradierten Formaten statt, die kaum an den Nutzungs- und Sehgewohnheiten junger Menschen andocken. Mit „An die Wand gespielt“ haben wir, Brot & Spiele e.V. in Kooperation mit der KOOPERATIVE Berlin, im Schuljahr 2022/2023 in sechs bundesdeutschen Städten Zugänge zur jüngeren deutsch-deutschen Geschichte geschaffen – für Jugendliche in Ost und West. Dabei diente uns ein populäres Phänomen als Mittler: Fußball schreibt Geschichte(n) und ist immer auch ein Produkt seiner jeweiligen Zeit. Anhand von Fußballgeschichte(n) mit Vor-Ort-Bezug haben wir eine thematische Brücke zur heutigen Lebenswelt Jugendlicher gebaut und verknüpften diese mit Themen und Geschichten aus DDR- sowie Transformationszeit. Durch den Lokalbezug und vermittelt durch die Erfahrungen von Zeitzeug*innen wurde Geschichte für die Teilnehmenden erfahrbar. Das Projekt umfasste in jeder beteiligten Stadt drei Module: eine Workshopwoche, in der die Jugendlichen selbst Zeitzeug*innengespräche führten und mit der Kamera aufnahmen, einen “Football History Walk”, sowie einen digitalen Guide (www.andiewandgespielt.de), der die erarbeiteten Inhalte nachhaltig zugänglich macht. Bei den Workshops setzten wir auf Handlungsorientierung: Mit einem erprobten Methoden- Mix aus Ortsbegehung, Inputs und Praxisworkshops wurden die Schülerinnen und Schüler angeleitet und befähigt, verschiedene Formen des Erinnerns zu diskutieren, zu reflektieren und medial aufzubereiten und so einen eigenen Beitrag zur Erinnerung und Aufarbeitung zu leisten. Ein großer Teil des Projekts entstand also gemeinsam mit den Jugendlichen. Sie recherchierten, drehten und schnitten Video-Interviews mit Zeitzeug*innen, kuratierten ein kleines Kurzfilmprogramm, bereiteten die Moderationen der Tour vor und kümmerten sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Am Ende einer jeden Projektwoche stand als Höhepunkt der öffentliche Football History Walk: ein Spaziergang durch die Heimatstadt mit allen Interessierten, bei dem die Jugendlichen ihre in der Woche erarbeiteten Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit vorstellten, als Moderator*innen präsentierten und die Geschichte(n) der Orte so erlebbar machten.
Die Workshoparbeit mit den Jugendlichen waren die Highlight-Momente. Im speziellen natürlich das Zeitzeug*innen-Interview und der Football History Walk.
Das Bundesförderprogramm „Jugend erinnert“ hat uns ermöglicht zwei spannende Themen zu verbinden, die nicht oft verbunden werden. Die Geschichte des geteilten Deutschlands, der Wende und der Transformationszeit in Kombination mit dem gesellschaftsrelevanten Thema des Fußballs. Vor allem aber sind wir dankbar dafür, so ausführliche und intensive Arbeit mit Jugendlichen zu diesem Thema machen zu durften.